Internationaler Frauentag am 08.März

Sind wir nicht alle längst gleichberechtigt? Oder warum der Frauentag mehr als reine Symbolik ist.

Die letzten Jahre der Corona-Pandemie, der zunehmenden internationalen Spannungen sowie der Erderwärmung prägen unsere Zeit zunehmend. Die daraus entstandenen Krisen gefährden besonders die Teilhabe und Sicherheit der Schwächsten in der Gesellschaft. Dazu gehören im Besonderen Frauen* und Kinder, die deren Auswirkungen oft als Erste treffen. Sie werfen sie in ihrem Selbstverständnis zurück; setzen sie Armut und Gewalt aus. So haben fünf Prozent aller Frauen* weltweit ihre Arbeit durch die Pandemie verloren. Jene, die bereits vorher nur wenig hatten, drohen nun in die absolute Armut abzurutschen. Die Not vertreibt sie aus ihrer Heimat und macht sie zu Flüchtlingen im eigenen Land. Denn Frauen* können sich eine Flucht ins Ausland mehrheitlich nicht leisten und versorgen zu Hause auf sie angewiesene Familienmitglieder. Auch wenn es für viele nicht so aussehen mag: Flucht ist weiblich. So schätzt die Organisation Terre des Hommes, dass 70 Prozent der Binnenflüchtlinge Frauen* sind. Und auch Gewalterfahrungen sind überdurchschnittlich oft weiblich. Haben doch 35 Prozent der Frauen* weltweit bereits körperliche oder sexuelle Gewalt erlebt. Das sind 1, 2 Milliarden Menschen.

Strukturelle Ungleichheiten

Eine Erfahrung, die Frauen* in Deutschland nicht ausnimmt. Hier erlebt rund alle fünf Minuten eine Frau* Gewalt durch ihren (Ex)Partner. Jeden Tag versucht ein Partner oder Expartner eine Frau* zu töten, jeden dritten Tag stirbt eine Frau* durch eine solche Tat. Und auch in Deutschland sind Frauen* unter anderem mit schwierigen Lebensumständen, Ungleichheit und veralteten Rollenbildern konfrontiert. Auch hier reduzierten während der Pandemie vor allem Frauen* die eigene Arbeitszeit um beispielsweise Kinderbetreuung zu übernehmen. Zusätzlich hat die Arbeit im Homeoffice zu einer Zunahme häuslicher Gewalt geführt, zu Überlastung und Depression. Und die Frauen*, die nicht von zu Hause aus arbeiten können, stehen zumeist an vorderster Front. So sind sie überdurchschnittlich oft in informellen, prekär bezahlten Berufen und in Teilzeit beschäftigt. Auch das ist ein Grund, warum Frauen* in Deutschland durchschnittlich 18 Prozent weniger als Männer* verdienen. Der sogenannte Gender Pay Gap, also die Lohnlücke zwischen den Geschlechtern, verringert sich dabei so langsam, dass es in Westeuropa noch 53 knapp Jahre dauern wird, bis Frauen* tatsächlich gleichberechtigt sein werden. 2023 arbeiten Frauen* daher bei gleichem Gehalt wie Männer bis zum 07. März, dem Tag der Entgeltgleichheit, symbolisch umsonst. Wie bereits 2022 fallen in diesem Jahr der Frauentag am 8. März und Tag der Entgeltgleichheit am 7. März kurz hintereinander. Beide machen darauf aufmerksam, dass die Benachteiligung von Frauen* ein gesellschaftliches und strukturelles Problem und eben keins persönlicher Entscheidungen ist. Dass es nicht die Schuld der Frauen* ist, wenn sie trotz aller Anstrengungen nicht dasselbe erreichen wie Männer*. Und das die Forderung nach wirklicher Gleichberechtigung kein „Jammern auf hohem Niveau“ ist.

Solidarität üben

Um verkrustete, festgefahrene Strukturen aufzubrechen braucht es Beharrlichkeit. Es braucht Verbündete, die gemeinsam für die Sache und füreinander einstehen, es braucht Austausch um Kraft und Mut zu tanken. Der 8. März bietet Frauen* daher mehr als Blumen und Glückwunschkarten, mehr als ein Händeschütteln im Beruf – er ist ein Wachrütteln, für all jene die glauben, dass alle Teile unserer Gesellschaft längst gleichberechtigt leben. Er ist Beweis für die Verbundenheit von Frauen* weltweit und ihrer Kämpfe um Selbstbestimmtheit, Lohngleichheit, Freizügigkeit, Teilhabe und Sicherheit. Und vor allem ist er ein wiederkehrender Aufruf zur Solidarisierung mit den Anliegen von Frauen* und benachteiligten Menschen – um wirkliche Gleichheit zu erreichen.

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